Hausbesorger bei Wiener Wohnen

 

Ich gehöre zu einer aussterbenden Rasse an Arbeitnehmern. Seit das Hausbesorgergesetz im Jahr 2000 von der damaligen Regierung ersatzlos aufgelassen wurde, gibt es nur mehr ein paar von uns. 

Ich bin sehr gerne Hausbesorger und mein Job hat sehr viel gute und schlechte Seiten. Aber das hat jeder Job und schließlich habe ich den Vertrag damals freiwillig unterschrieben. 

                                                                                                           

 

 

Anekdoten aus dem Leben einer Hausbesorgerin

(Namen und Adressen sind frei erfunden)

 

  • Ich gehe auf Urlaub. Zu diesem Zweck bekommen die Mieter der betreuten Waschküchen ein Brieferl in ihr Schlüsselsackerl. Darauf ist vermerkt, wer mich wann vertritt. Anschläge im Haus lesen sie nämlich nicht. Kommt Frau Z. und holt den Schlüssel. " Ist das ein Brief?" "Jo" "Soll ich den lesen?" Mariahüf!!! "Ja", hab ich gesagt, "sonst hätt i erm ins Klo ghaut ...."

  

 

  • Ich habe zwei Waschküchen. Die dazugehörigen Schlüssel sind für die eine mit gelben Anhängern und einer großen 1 versehen, die anderen haben orange Anhänger und eine große, fette 2 darauf. Familie CC bekommt manchmal beide, wenn niemand anderer waschen will. Fräulein CC. kam sich ihren holen. Ich sagte, dass sie diesmal nur eine Waschküche haben könne und ich auf der anderen wasche. Sie schaute ihren Schlüssel an, dann mich: "Und auf welcher waschen Sie?" "Auf der anderen??" Wir mußten dann beide lachen ....

 

  • An einem Nachmittag des 31. Dezember gegen 14 Uhr klopfte es an meiner Wohnungstür. Etwas verwundert, aber in der Hoffnung auf einen Silvestergruß öffnete ich. Eine Mieterin, bekannt durch etwas naives Verhalten und dem Horizont eines Volkschulkindes stand ganz aufgeregt auf meiner Matte. "Jo bitte?" war meine Begrüßung. "Ich möchte Ihnen nur mitteilen, Frau K." Ihr hochdeutsch irritierte mich ebenso wie Ihre Glatze. "Nau wos denn, Frau XX?" "Im Hof wird geschossen!!!" Nau bumm. Normalerweise bin ich ja nicht auf den Mund gefallen, aber da kam es dann doch kurz zu einem Stocken meinerseits. Schließlich riet ich ihr: "Also liebe Frau XX, i glaub, heut ist Silvester, aber wenns Ihnen stört, daun gehens runter und sagens den Leuten das." Sie schaute mich an, und meinte nur, sie wollte es mir nur gemeldet haben, vor allem deshalb, damit ich weiß, dass sie es nicht ist ....... (Die Glatze hatte sie übrigens aufgrund von Lausbefall)

 

  • Waschküchenschlüsselausgabe. Es läutet. Eine Dame, ursprünglich türkischer Herkunft steht draussen. "Ich Waschtag brauchen. Viel Wäsch, viel Kinder, nix mehr Kleider." "Tja Frau Sowieso, ich kann Sie Dienstag oder Donnerstag einschieben, sonst hab ich nix frei." Sie sagt: "Gut, ich Mittwoch waschen"  Es dauerte dann ungefähr 25 Minuten, bis wir an einem der anderen Termine gelandet waren.

 

  • Irgendwann in der Nacht ein Kracher. Den hatte ich aber nur so halb wahrgenommen. Am nächsten Morgen hatte ich dann gleich entdeckt, dass jemand die doppelt verglaste Eingangstür zertrümmert hatte. Na super. Übliches Prozedere von Absichern, Schadensmeldung usw. Am späten Nachmittag läutets an der Tür, draussen steht Herr S. mit eingebundener Hand. "I hob de Tir einghaut, hob mein Schlissel vagessen und mir wor koit. Fett wor i a, sunst hätt i ihna aussegleit. Do haums mei Versicherungsnummer." Jo der Kerl hatte Manieren, leider ist er ausgezogen.

 

  • Irgendwann nach Weihnachten. Stiegen frisch gewaschen. Plötzlich am Gang und im Lift Tannennadeln, aber soviel wie im Wienerwald. Ich geh den Nadeln nach, läute an der Tür, wo die Spur endet und frage nach vorherigem Klopfen den Bewohner freundlich; "Haben Sie auch heute den Christbaum abgeräumt?" Er grinst: "Ja, wieso?" "Daun kehrns ihren Dreck weg, des ghört nämlich auch dazu!!!" Halbe Stunde später waren Stiegenhaus und Lift wieder sauber. Auch er ist ausgezogen ......

 

  • Ich kehre Steine ein vorm Haus. Eine alte, nicht der deutschen Sprache mächtige Dame, welche mich kennt, grüßt und geht an mir vorbei zur Gegensprchanlage. Sie wohnt in einem Bau, deren Washküchenschlüssel ich vergebe. Sie läutet bei mir. Einmal, zweimal, dreimal - schaut mich an und schüttelt Kopf. Dann kommt sie zu mir und sagt: "Du nix daham ich kommen achtzehn uhra!"     Oidaaaaaaaaaaaaaaaaaa

 

  • Einmal wohnte Herr H. da. Er war Rollstuhlfahrer, bezirksbekannt, polizeibekannt und schizophren. Er wohnte damals neben mir. Oft läutete er wegen banalen Sachen an. Einmal auch um 3 Uhr früh. Ich stolpere zur Tür, öffne verschlafen. "Borgens ma bitte 2 Eier?" "San Sie a bissl deppert??" war meine Antwort. Dreht er sich nach rechts und sagt (zu seinem zweiten ich): "I hob da jo glei gsogt, de is ned lustig!"

 

  • Einmal vor 200 Jahren war die Zwischentür des Stiegenhausdurchganges defekt. Man hatte die Schnalle gestohlen (!!!) und daher konnte man nicht mehr durchs Haus von einer zur nächsten Stiege gehen. Wieder mal kommt Frau XX auf mich zu und fragt mich ganz entsetzt:"Frau K., sagens was is denn zwischen der Zweier- und der Dreierstiege??" Ich schon leicht ermüdet an dem Tag, grins sie an und sag: "A Tür??"

 

  • Es war einmal eine Zeit, da mußte man Waschmarken beim Hausbesorger kaufen, diese in einen Münzzähler in der Waschküche stecken und dann konnte man erst waschen. Für jede Waschküche einen eigenen. Für die linke Waschküche hing dieser links und für die rechte Waschküche rechts. Irgendwie doch logisch. Frau QY kam aufgeregt zu mir und meinte: "Bitte kommens mit, die Maschinen sind kaputt. Weder die Waschmaschine, noch der Trockner schalten sich ein!!" Frau QY ist zwar türkischen Ursprungs, aber hier zur Schule gegangen, studiert und, unfassbar, Politikerin. Nau ich latsch mit und sag, nach Begutachtung der Sache: "Sie sollten vielleicht Münzerl einwerfen ...!" "Hab ich ja," meint sie. Sag ich: "Ja wohin denn?" Deutet sie auf den linken Münzzähler, ihre Wäsche hatte sie in der rechten Waschküche ................

    

 

 

 

 


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